Ein Herbst in Deutschland: Beton, Grün und menschliche Zustände
Deutschland, wie es in dem Lied heißt, geht seinen eigenen Weg. Regeln sind hier nicht willkürlich; sie sind das Rückgrat des Lebens. In der Schlange zu warten, ist nicht das Ende der Welt – es ist die Garantie für Ordnung.
Jedes Mal, wenn ich Deutschland besuche, denke ich an die türkische Kellnerin, die ich in einer kleinen Stadt entlang der prunkvollen Romantischen Straße in Bayern getroffen habe. Sie war überrascht, dass wir Touristen waren; für sie war Deutschland kein Ort zum Besuchen, sondern ein Ort zum Arbeiten, Sparen und Zurückkehren in ihr Dorf in Sivas. Ihr Traum war es, während ihres Jahresurlaubs in ihr Dorf zu fliehen und nach der Rente Deutschland ganz zu vergessen. Für mich jedoch ist Deutschland ein Wunderland mit seinen dunklen historischen Schatten, seinen in Grün getauchten Städten und seinen menschlichen Geschichten. Diesen Herbst, als die Blätter gelb wurden und das Grün besonders hervorstach, war ich wieder in Deutschland. Ich bin den Deutschen dankbar für ihr Verständnis und ihre Kooperation bei der Visumbeantragung für Reisen nach Europa – in dieser Hinsicht ist die Türkei ein „verlorener Esel“.
Berlin: Der Fluch des Betons, die Heuchelei der Mauer, der zweirädrige König der StraßenDiesmal wohnte ich in Berlin nicht in einem Hotel, sondern in einem Haus, fernab von touristischen Klischees, im Schatten des Flughafens Tempelhof. Dieser Ort ist durchdrungen von den Legenden der Berliner Luftbrücke von 1948-49, aber was meine Aufmerksamkeit erregte, war ein riesiger Betonzylinder, den die meisten Reisenden übersehen. Als jemand aus der Türkei, wo unsere Hassliebe zum Beton nie endet, fühlte sich die Vergessenheit dieser Struktur ironisch an. Es stellte sich heraus, dass es ein Teststück für Hitlers wahnsinniges Germania-Projekt war: eine 100 Meter breite, überwältigende Allee, die vom Brandenburger Tor zum Bundestag führen sollte, umgeben von kolossalen Gebäuden. Zum Glück wurde dieser größenwahnsinnige Unsinn nie verwirklicht. Doch dieser Beton erinnert daran, wie verdorben der menschliche Verstand werden kann – kein Kunstwerk, sondern ein Überbleibsel faschistischer Diktatorfantasien.Ein weiterer Halt in Berlin war Yadigar Asisis Mauer-Panorama. Als verwaistes Kind eines Dissidentenvaters aus der Schah-Zeit kam Asisi nach Deutschland und stellte die zwei Gesichter der Berliner Mauer dar: auf der einen Seite eine kalte, graue Grenze; auf der anderen ein Karneval der Freiheit. Diejenigen, die Grenzen ziehen, werden auf der Bühne der Geschichte zu Clowns, und dieses Panorama reibt uns diese Wahrheit ins Gesicht.Im SPD-Hauptquartier hängt ein Foto von Willy Brandt in zerknitterter Hose und eine Ausstellung preisgekrönter Fotos aus einem weltweiten Wettbewerb. Schön, aber nicht genug. Die AfD hat die entfremdeten Massen des Ostens hinter sich gelassen; sie gewinnt jetzt Stimmen von der Oberschicht und sogar von türkischen Einwanderern, die keine neuen Migranten wollen. Deutschlands Märchen von Toleranz bröckelt unter dieser rechtspopulistischen Welle.
Von den engen Träumen der Kellnerin aus Sivas bis zu Şahcans grenzenloser Entschlossenheit, vom weggeworfenen Beton Tempelhofs bis zum Wunder Dresdens zeigte mir Deutschland in diesem Herbst, zwischen gelben Blättern, das Gesicht der Menschheit, das sich von der Dunkelheit zum Licht wendet, mit Glauben an Grün und an Menschen.
Der Geschmack des GrünenDeutschland ist nicht größer als die Türkei, und die Bevölkerung ist ungefähr gleich groß. Doch mit seinen Bergen, Wäldern und in Grün getauchten Städten fühlt es sich wie ein anderer Planet an. Während unsere Städte in der Türkei zu Betondschungeln werden, gibt es in Deutschland an jeder Ecke einen Park, in jedem Viertel einen Schrebergarten. Bewohner von Mehrfamilienhäusern verbringen ihre Wochenenden im Boden vergraben, um negative Energie abzubauen. Das ist nicht nur Show – sie nehmen es ernst; wer seinen Garten vernachlässigt, fliegt raus. Wie schaffen sie es, diese Fülle an Grün ohne höhere Gebäude zu erhalten? Stadtplanung, Disziplin, Vernunft. Während unsere besten Planer im Gefängnis sitzen, erkennt man in Deutschland, dass dies kein Zufall ist. Die Straßen sind eine weitere auffällige Geschichte. Deutschland hat mehr Fahrzeuge als wir, aber Autos sind nicht die Könige der Straße. Die Regeln sind klar: Straßen sind entweder für Fahrzeuge oder zum Parken, nicht beides. Fahrradwege sind heilig; Autos dürfen sie nicht befahren, aber Radfahrer können bei Bedarf die Autostraßen nutzen. Parken? Es ist teuflisch schwierig und teuer. Der öffentliche Nahverkehr beschränkt sich nicht auf Städte; mit landesweiten Subventionen haben sie ein System geschaffen, mit dem man mit einer einzigen Karte überall hinkommt, außer mit Flugzeugen und Hochgeschwindigkeitszügen.Leipzig und Dresden: Frieden und AuferstehungIn Leipzig und Dresden, zwei Stationen dieser Reise, fand ich Momente, die mit wenig anderem zu vergleichen sind.In Leipzig war die Nacht in einem Hotel mit Blick auf die Thomaskirche, wo Bachs Geist lebt und sein Körper ruht, eine der tiefsten Erinnerungen meines Lebens. Eine Welt ohne Bach ist für mich eine unglückliche Welt. Seine Musik erschüttert in dieser Kirche die Seele.Dresden ist eine andere Geschichte. 1945 verlor die Stadt in einer einzigen Nacht 25.000 Menschenleben und ihr historisches Gefüge durch Bomben. Heute ist sie so schön, dass sie den Glauben an das Leben erneuert. Sterben Sie nicht, ohne Dresden gesehen zu haben; haben Sie es einmal gesehen, wollen Sie nicht sterben, ohne es wiederzusehen.
Şahcan: Das Herz der HoffnungDer Star der Reise war Şahcan, ein afghanischer Migrant, den ich in einem Restaurant in Leipzig traf. Der Traum der Kellnerin aus Sivas, „zurück nach Sivas zu gehen“, verblasst wie eine ausgebrannte Glühbirne neben Şahcans Realität. Er lief durch Van, kämpfte monatelang in der Türkei und erreichte Griechenland in einem Schlauchboot. Mit seinem fließenden Deutsch, gebrochenem Türkisch und brillantem Englisch empfahl er uns deutsche Weine, seine Stimme voller Entschlossenheit. Şahcan beweist, dass die Menschheit eine unaufhaltsame Hoffnungsmaschine ist. Erfolg erfordert Anstrengung, Anstrengung erfordert Motivation, und Motivation erfordert den Mut, von Null anzufangen.Deutschlands LektionDeutschland, wie es in dem Lied heißt, geht seinen eigenen Weg. Regeln sind nicht willkürlich; sie sind das Rückgrat des Lebens. In der Schlange zu warten, ist nicht das Ende der Welt – es ist die Garantie für Ordnung. Von den engen Träumen der Kellnerin aus Sivas bis zu Şahcans grenzenloser Entschlossenheit, vom weggeworfenen Beton Tempelhofs bis zum Wunder Dresdens zeigte mir Deutschland in diesem Herbst, zwischen gelben Blättern, das Gesicht der Menschheit, das sich von der Dunkelheit zum Licht wendet, mit Glauben an Grün und an Menschen.Hinweis: Ich konnte die gesamte Deutschlandreise natürlich nicht in diesem Text unterbringen. Einige Fotos der Reise sind unter diesem Link verfügbar:
Wer neugierig ist, kann sich für Details melden.
Jedes Mal, wenn ich Deutschland besuche, denke ich an die türkische Kellnerin, die ich in einer kleinen Stadt entlang der prunkvollen Romantischen Straße in Bayern getroffen habe. Sie war überrascht, dass wir Touristen waren; für sie war Deutschland kein Ort zum Besuchen, sondern ein Ort zum Arbeiten, Sparen und Zurückkehren in ihr Dorf in Sivas. Ihr Traum war es, während ihres Jahresurlaubs in ihr Dorf zu fliehen und nach der Rente Deutschland ganz zu vergessen. Für mich jedoch ist Deutschland ein Wunderland mit seinen dunklen historischen Schatten, seinen in Grün getauchten Städten und seinen menschlichen Geschichten. Diesen Herbst, als die Blätter gelb wurden und das Grün besonders hervorstach, war ich wieder in Deutschland. Ich bin den Deutschen dankbar für ihr Verständnis und ihre Kooperation bei der Visumbeantragung für Reisen nach Europa – in dieser Hinsicht ist die Türkei ein „verlorener Esel“.
Berlin: Der Fluch des Betons, die Heuchelei der Mauer, der zweirädrige König der StraßenDiesmal wohnte ich in Berlin nicht in einem Hotel, sondern in einem Haus, fernab von touristischen Klischees, im Schatten des Flughafens Tempelhof. Dieser Ort ist durchdrungen von den Legenden der Berliner Luftbrücke von 1948-49, aber was meine Aufmerksamkeit erregte, war ein riesiger Betonzylinder, den die meisten Reisenden übersehen. Als jemand aus der Türkei, wo unsere Hassliebe zum Beton nie endet, fühlte sich die Vergessenheit dieser Struktur ironisch an. Es stellte sich heraus, dass es ein Teststück für Hitlers wahnsinniges Germania-Projekt war: eine 100 Meter breite, überwältigende Allee, die vom Brandenburger Tor zum Bundestag führen sollte, umgeben von kolossalen Gebäuden. Zum Glück wurde dieser größenwahnsinnige Unsinn nie verwirklicht. Doch dieser Beton erinnert daran, wie verdorben der menschliche Verstand werden kann – kein Kunstwerk, sondern ein Überbleibsel faschistischer Diktatorfantasien.Ein weiterer Halt in Berlin war Yadigar Asisis Mauer-Panorama. Als verwaistes Kind eines Dissidentenvaters aus der Schah-Zeit kam Asisi nach Deutschland und stellte die zwei Gesichter der Berliner Mauer dar: auf der einen Seite eine kalte, graue Grenze; auf der anderen ein Karneval der Freiheit. Diejenigen, die Grenzen ziehen, werden auf der Bühne der Geschichte zu Clowns, und dieses Panorama reibt uns diese Wahrheit ins Gesicht.Im SPD-Hauptquartier hängt ein Foto von Willy Brandt in zerknitterter Hose und eine Ausstellung preisgekrönter Fotos aus einem weltweiten Wettbewerb. Schön, aber nicht genug. Die AfD hat die entfremdeten Massen des Ostens hinter sich gelassen; sie gewinnt jetzt Stimmen von der Oberschicht und sogar von türkischen Einwanderern, die keine neuen Migranten wollen. Deutschlands Märchen von Toleranz bröckelt unter dieser rechtspopulistischen Welle.
Von den engen Träumen der Kellnerin aus Sivas bis zu Şahcans grenzenloser Entschlossenheit, vom weggeworfenen Beton Tempelhofs bis zum Wunder Dresdens zeigte mir Deutschland in diesem Herbst, zwischen gelben Blättern, das Gesicht der Menschheit, das sich von der Dunkelheit zum Licht wendet, mit Glauben an Grün und an Menschen.
Der Geschmack des GrünenDeutschland ist nicht größer als die Türkei, und die Bevölkerung ist ungefähr gleich groß. Doch mit seinen Bergen, Wäldern und in Grün getauchten Städten fühlt es sich wie ein anderer Planet an. Während unsere Städte in der Türkei zu Betondschungeln werden, gibt es in Deutschland an jeder Ecke einen Park, in jedem Viertel einen Schrebergarten. Bewohner von Mehrfamilienhäusern verbringen ihre Wochenenden im Boden vergraben, um negative Energie abzubauen. Das ist nicht nur Show – sie nehmen es ernst; wer seinen Garten vernachlässigt, fliegt raus. Wie schaffen sie es, diese Fülle an Grün ohne höhere Gebäude zu erhalten? Stadtplanung, Disziplin, Vernunft. Während unsere besten Planer im Gefängnis sitzen, erkennt man in Deutschland, dass dies kein Zufall ist. Die Straßen sind eine weitere auffällige Geschichte. Deutschland hat mehr Fahrzeuge als wir, aber Autos sind nicht die Könige der Straße. Die Regeln sind klar: Straßen sind entweder für Fahrzeuge oder zum Parken, nicht beides. Fahrradwege sind heilig; Autos dürfen sie nicht befahren, aber Radfahrer können bei Bedarf die Autostraßen nutzen. Parken? Es ist teuflisch schwierig und teuer. Der öffentliche Nahverkehr beschränkt sich nicht auf Städte; mit landesweiten Subventionen haben sie ein System geschaffen, mit dem man mit einer einzigen Karte überall hinkommt, außer mit Flugzeugen und Hochgeschwindigkeitszügen.Leipzig und Dresden: Frieden und AuferstehungIn Leipzig und Dresden, zwei Stationen dieser Reise, fand ich Momente, die mit wenig anderem zu vergleichen sind.In Leipzig war die Nacht in einem Hotel mit Blick auf die Thomaskirche, wo Bachs Geist lebt und sein Körper ruht, eine der tiefsten Erinnerungen meines Lebens. Eine Welt ohne Bach ist für mich eine unglückliche Welt. Seine Musik erschüttert in dieser Kirche die Seele.Dresden ist eine andere Geschichte. 1945 verlor die Stadt in einer einzigen Nacht 25.000 Menschenleben und ihr historisches Gefüge durch Bomben. Heute ist sie so schön, dass sie den Glauben an das Leben erneuert. Sterben Sie nicht, ohne Dresden gesehen zu haben; haben Sie es einmal gesehen, wollen Sie nicht sterben, ohne es wiederzusehen.
Şahcan: Das Herz der HoffnungDer Star der Reise war Şahcan, ein afghanischer Migrant, den ich in einem Restaurant in Leipzig traf. Der Traum der Kellnerin aus Sivas, „zurück nach Sivas zu gehen“, verblasst wie eine ausgebrannte Glühbirne neben Şahcans Realität. Er lief durch Van, kämpfte monatelang in der Türkei und erreichte Griechenland in einem Schlauchboot. Mit seinem fließenden Deutsch, gebrochenem Türkisch und brillantem Englisch empfahl er uns deutsche Weine, seine Stimme voller Entschlossenheit. Şahcan beweist, dass die Menschheit eine unaufhaltsame Hoffnungsmaschine ist. Erfolg erfordert Anstrengung, Anstrengung erfordert Motivation, und Motivation erfordert den Mut, von Null anzufangen.Deutschlands LektionDeutschland, wie es in dem Lied heißt, geht seinen eigenen Weg. Regeln sind nicht willkürlich; sie sind das Rückgrat des Lebens. In der Schlange zu warten, ist nicht das Ende der Welt – es ist die Garantie für Ordnung. Von den engen Träumen der Kellnerin aus Sivas bis zu Şahcans grenzenloser Entschlossenheit, vom weggeworfenen Beton Tempelhofs bis zum Wunder Dresdens zeigte mir Deutschland in diesem Herbst, zwischen gelben Blättern, das Gesicht der Menschheit, das sich von der Dunkelheit zum Licht wendet, mit Glauben an Grün und an Menschen.Hinweis: Ich konnte die gesamte Deutschlandreise natürlich nicht in diesem Text unterbringen. Einige Fotos der Reise sind unter diesem Link verfügbar:
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